Noma – Ausrottung einer vermeidbaren Krankheit, um Leben zu retten
Kontext
Noma ist eine nicht übertragbare nekrotisierende Erkrankung, die typischerweise bei Kleinkindern auftritt, die in extremer Armut leben,
Im Jahre 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Noma in die Liste vernachlässigter Tropenkrankheiten1 aufgenommen.1 Noma befällt typischerweise Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren, die in extremer Armut leben.1 Afrika ist der am schwersten betroffene Kontinent, obwohl es auch gemeldete Fälle aus Asien, den Amerikas und anderen Regionen gibt.1
Noma ist eine vermeidbare Krankheit. Unbehandelt sterben aber etwa 90 % der Patienten innerhalb weniger Tage. Viele Überlebende erleiden schwere Entstellungen im Gesicht. Die Folge sind Schwierigkeiten beim Essen und Sprechen und Ausgrenzung aus der Gemeinschaft. Angezeigt wäre hier ein rekonstruktiver chirurgischer Eingriff. Wenn Noma rechtzeitig diagnostiziert wird, kann das weitere Fortschreiten der Krankheit durch grundlegende Hygienemaßnahmen, bessere Ernährung und Gabe von Antibiotika gestoppt werden.1
Die weltweite Krankheitslast durch Noma ist zwar schwer einzuschätzen, die WHO geht aber davon aus, dass bis zu 770.000 Menschen an Noma leiden (Prävalenz) und jedes Jahr 140.000 neue Fälle hinzukommen.1 Die fehlende medizinische Versorgung in Gebieten, in denen es Noma gibt, sowie der frühe Tod der Erkrankten, ihre Stigmatisierung und traditionelle Überzeugungen haben zur Folge, dass zahlreiche Fälle nicht entdeckt werden. Während die Ätiologie und Pathogenese kaum bekannt sind, so scheinen die Ursachen der Krankheit unspezifische polymikrobielle Organismen zu sein. Zu den Risikofaktoren gehören Mangelernährung, zugrundeliegende Infektionen, schlechte Mundgesundheit und Armut.
Geltungsbereich
Noma existiert in zahlreichen, aber nicht allen Regionen. In den geographischen Gebieten, in denen Noma am häufigsten vorkommt, gibt er nur eine sporadische zahnmedizinische Versorgung. Die FDI folgt hier jedoch ihrem globalen und inklusiven Anspruch. In vielen Gebieten mit einer hohen Noma-Inzidenz gibt es zu wenige zahnärztliche Praxen. Diese Stellungnahme ist deshalb auch ein globaler Aufruf zum Handeln.
Definitionen
Noma: eine schnell fortschreitende gangränöse Erkrankung des Mundes und des Gesichts. Noma ist auch unter der Bezeichnung Cancrum oris, nekrotisierende ulzerierende Stomatitis oder gangränöse Stomatitis bekannt.
Grundsätze
Noma kann verhindert werden, wenn die zugrundeliegende soziale Ungleichheit beseitigt wird. Dies lässt sich am besten durch die partnerschaftliche übergreifende Zusammenarbeit von Regierungsbehörden, NGOs und wissenschaftlichen Einrichtungen erreichen. Durch internationale Aufklärungsarbeit über Noma, die sich an Fachleute der Gesundheits- und Sozialpflege richtet, will die vorliegende Stellungnahme die Früherkennung verbessern, eine sofortige Behandlung ermöglichen und Verständnis für den lebenslangen mundgesundheitlichen Versorgungsbedarf der Überlebenden vermitteln.
Stellungnahme
Zusammenarbeit mit Regierung, NGOs und akademischen Einrichtungen
Die FDI setzt sich dafür ein, dass die Forderung nach Mundgesundheit für alle Menschen zu einem festen Bestandteil der Politik und der Systeme der staatlichen Gesundheitsüberwachung weltweit wird, damit die Gesundheitsministerien federführend in der Verbesserung der inter- und multisektoralen Zusammenarbeit werden.1
Die FDI unterstützt das WHO-Programm und alle anderen Programme, die zur Stärkung und Entwicklung der Kapazitäten der Fachkräfte in Gesundheits- und Sozialberufen beitragen, Fälle von Noma zu verhindern, schnell zu entdecken und zu managen.1,2
Die FDI unterstützt Forschungen, um die epidemiologischen und ätiologischen Faktoren, die zur Entstehung von Noma führen, und die pathophysiologischen Mechanismen und Möglichkeiten besser zu verstehen und zu kommunizieren, mit denen wir die veränderbaren Ursachen von Noma bekämpfen.
Fachkräfte in Gesundheits- und Sozialberufen
Die FDI empfiehlt, dass alle Fachkräfte in Gesundheits- und Sozialberufen und besonders diejenigen, die in Regionen mit hoher Noma-Prävalenz tätig sind:
- auf die große Bedeutung einer optimalen Mundhygiene und Ernährung als Beitrag für die Prävention von Noma-Erkrankungen hinweisen;
- Aufklärungskampagnen zu Noma für die lokale Bevölkerung durchführen und über Symptome, die einzelnen Stadien und über Risikofaktoren informieren mit dem Hinweis, dass Noma weder ansteckend ist noch etwas mit Hexerei zu tun hat;
- wissen, dass die Krankheit innerhalb weniger Tage fortschreitet, weshalb Früherkennung und sofortige Behandlung von entscheidender Bedeutung sind;
- die WHO-Behandlungsleitlinien3 kennen.
Ausbildungs- und Weiterbildungseinrichtungen für Fachkräfte in Gesundheits- und Sozialberufen
In den Regionen, in denen Noma endemisch auftritt, empfiehlt die FDI allen Fachkräften in den Gesundheits- und Sozialberufen, an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen, die
- ihre lebensrettende Rolle bei der Früherkennung von Noma und bei der Versorgung der an Noma erkrankten Menschen anerkennen;
- über die lebenslangen Folgen von Noma informieren, darunter auch die Bedeutung einer psychosozialen Betreuung, um Stigmata zu vermeiden und die Reintegration der Überlebenden und ihrer Familien in die Gesellschaft zu stärken;
- die grundlegenden Kenntnisse zur Durchführung oraler Untersuchungen und zum Erkennen der reversiblen (einfache Gingivitis, nekrotisierende ulzerierende Gingivitis und Ödeme) und der irreversiblen (brandige Infektion, Narbenbildung und bleibende Spätfolgen) Phasen von Noma vermitteln;2
- die Risikofaktoren und die komplexe Vielfalt der Umstände erklären, die zum Fortschreiten der Erkrankung von der Gingivitis bis hin zur gangränösen Zerstörung von Gewebe führen.
Schlüsselwörter
Noma, Mundgewebe, Infektion
Disclaimer
Die Informationen in dieser Stellungnahme basieren jeweils auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Sie können so ausgelegt werden, dass sie existierende kulturelle Sensibilitäten und sozio-ökonomische Zwänge widerspiegeln.
Literaturhinweise
- . Word Health Organization. Noma Fact Sheet. Available from: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/noma [Accessed 6 October 2025].
- 2. Word Health Organization. Global strategy and action plan on oral health 2023–2030. Available from: https://www.who.int/publications/i/item/9789240090538 [Accessed 6 October 2025].
- 3. Word Health Organization. NOMA is a severe disease. It is treatable if detected and managed early! Available from: https://www.afro.who.int/sites/default/files/2017-07/Information_brochure_EN.pdf [Accessed 6 October 2025].