Ethische Grundsätze für die internationale Rekrutierung von Zahnärzten und zahnärztlichem Personal
Kontext
Der Zugang zu zahnmedizinischer Versorgung und Migration aus beruflichen, wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen sind Menschenrechte, und alle Länder müssen diese Grundsätze anerkennen. Allerdings kann die Migration aus sich entwickelnden in entwickelte Länder die Gesundheitssysteme in Ländern schwächen, in denen gut ausgebildete zahnmedizinische Fachkräfte ohnehin Mangelware sind.
Die geplante internationale Anwerbung von Zahnärzten und zahnärztlichem Personal ist nur eine Teillösung für Personalprobleme im eigenen Land. Es ist wichtig, dass die internationale Rekrutierung zahnmedizinischer Fachkräfte ohne Nachteile für die Gesundheitsversorgung der Menschen in den Herkunftsländern geschieht.
Der „Verhaltenskodex für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften“1 stellt alle beteiligten Länder bei der Umsetzung vor große Herausforderungen. Die aufeinanderfolgenden Überarbeitungen des Verhaltenskodex zur Verbesserung seiner Relevanz und Effektivität haben gezeigt, dass einige Länder positiv darauf reagiert und ihre Grundsatzpolitik entsprechend geändert haben2. Es ist allerdings nach wie vor erforderlich, die noch bestehenden Defizite bei der internationalen Rekrutierung zu benennen.
Geltungsbereich
Diese Stellungnahme ist weltweit für Regierungen, nationale und internationale Gesundheits- und Personalbehörden, nationale Zahnarztverbände, Personalvermittler, Arbeitgeber und die zahnmedizinische Profession von Relevanz.
Definition
Internationale Rekrutierung: Die Suche nach Personal für bestimmte Positionen, die nicht von qualifizierten Kandidaten aus dem eigenen Land besetzt werden können und für die deshalb geeignete Mitarbeiter jenseits der eigenen Landesgrenzen gesucht werden3
Grundsätze
Die internationale Rekrutierung von Angehörigen zahnärztlicher Berufe soll nach ethischen Grundsätzen durchgeführt werden und den Prinzipien Transparenz, Fairness und Förderung der Nachhaltigkeit von Gesundheitssystemen in den Entwicklungsländern folgen. Das Recht von Gesundheitsfachkräften, jedes Land verlassen zu können, und der Zugang zu zahnmedizinischer Versorgung sollen respektiert werden.
Stellungnahme
Die FDI fordert alle Interessengruppen auf:
- den Verhaltenskodex der WHO anzunehmen, zu verbreiten und in die Praxis umzusetzen;
- Überwachungssysteme für grenzüberschreitende Personalbewegungen im Bereich der zahnmedizinischen Versorgung einzurichten oder zu verbessern und den verantwortlichen Behörden oder Vertretern die erhobenen Daten zu übermitteln;
- Forschungen über die internationale Immigration von zahnmedizinischen Fachkräften zu unterstützen, um die Gründe für Arbeitsmigration zu thematisieren und zu verstehen.
Die FDI fordert alle Regierungen in Zusammenarbeit mit ihren nationalen Zahnärzteverbänden auf:
- darauf zu achten, dass eine angemessene Anzahl von Zahnärzten ausgebildet wird und ihre Approbation erhält und auf diese Weise landesweit eine angemessene Zahl zahnärztlicher Teams unter Berücksichtigung nationaler Bedarfslagen und vorhandener Ressourcen zur Verfügung steht;
- politische Maßnahmen und Strategien zu fördern, die in effektiver Weise den Verbleib von Zahnärzten in ihren Ländern unterstützen;
- Strategien mit Partnern zu fördern, um die schädlichen Auswirkungen der Auswanderung von Zahnärzten aus ihren Heimatländern zu verringern;
- gewinnorientierten externen Vermittlungsagenturen, die auf die gezielte Anwerbung zahnmedizinischer Fachkräfte spezialisiert sind, zu verbieten, Einfluss auf die Arbeitskräfte in Aufnahme- und Entsendeländen zu nehmen.
Die Regierungen in den Aufnahmeländern sind aufgefordert:
- die Diskriminierungen eingewanderter Gesundheitsfachkräfte aufgrund ihres Herkunftslandes zu vermeiden;
- dafür zu sorgen, dass eingewanderte Fachkräfte in der Lage sind, die qualitativ hochwertige Behandlung durchzuführen, die den im Aufnahmeland festgelegten Standards entspricht.
Die zugewanderten Zahnärzte sind aufgefordert:
- die Landessprache zu lernen, damit sie zur Kommunikation mit ihren Patienten in der Lage sind, und sich mit örtlichen Gepflogenheiten und Traditionen auseinanderzusetzen;
- sich dass Wissen und die Fähigkeiten anzueignen, die im Aufnahmeland erwartet werden;
- alle Vorschriften und Regelungen zu akzeptieren, die auch für die einheimischen zahnmedizinischen Fachkräfte gelten.
Disclaimer
Die Informationen in dieser Stellungnahme basieren jeweils auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Sie können so ausgelegt werden, dass sie existierende kulturelle Sensibilitäten und sozioökonomische Zwänge widerspiegeln.
Literaturhinweise
- Weltgesundheitsversammlung, 63. (2010). Globaler WHO-Verhaltenskodex für die internationale Anwerbung von Gessundheitsfachkräften. Weltgesundheitsorganisation http://www.who.int/iris/handle/10665/3090. Aufgerufen am 25. November 2018.
- Globaler WHO-Verhaltenskodex für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften. Bericht der beratenden Expertengruppe über Relevanz und Effektivität des globalen WHO-Verhaltenskodex für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften. Weltgesundheitsorganisation, 68. Weltgesundheitsversammlung: 2015. www.who.int/hrh/migration/Item3-EAG-Second_meeting_report.pdf. Aufgerufen am 25. November 2018.
- Internationale Rekrutierung (n.d.) Segen's Medical Dictionary. 2011. https://medical-dictionary.thefreedictionary.com/international+recruitment Aufgerufen am 26. November 2018.